Nach einer strammen Tagestour von Kampala in das Dreieck Ruanda/Kongo/Uganda sind wir auf der ugandischen Seite am Lake Bunyonyi angekommen.

Miguel mussten wir am letzten Berg helfen und schieben. Es hatte kurz vorher geregnet und die Pisten verwandelten sich zu einer Lehmgrube. Überraschenderweise hatte ich mit meinem Toyo weniger Probleme als erwartet. Am See gönnten wir uns einen Tag Pause, machten Wäsche, schraubten an den Autos, badeten, usw. Am nächsten Tag fuhren wir in den Bwindi Nationalpark und durften dort freundlicherweise auf dem Parkplatz (mitten im Wald) der Forstbehörde campen. Wir erfuhren, dass an unseren Ankunftstag kein Gorilla-Tracking war und freuten uns schon, weil wir hofften, am nächsten Tag auch nur zu viert zu sein. Leider war nicht so … am nächsten früh, pünktlich wie ausgemacht um 7:30 Uhr kamen noch zwei weitere Autos mit einer Amerikanerin und zwei Spanierinnen. Alle drei relativ Vollschlank und leider auch in der Natur nicht sehr beweglich, so dass wir bei der Tour unterwegs oft lange warten mussten.

In Kampala hatten wir schon von einem australischen Paar nicht so schöne Geschichten über deren Gorilla-Tracking hören müssen. Stundenlanges bergauf und bergab durch dichtestes Gestrüp und Wald. Matschig, total verdreckt und verschwitzt haben sie dann im dichten Wald für kurze Momente mal die Gorillas erahnen können. Ich hatte mächtig Respekt und machte mich schon auf das Schlimmste gefasst. Hab mir für meine Kameras dann auch einen Träger organisiert, der für ugandische Verhältnisse, gutes Geld, meinen Fotokoffer trug! Und dann ging es los. Die Gorillas werden jeden Tag von den Wildhütern aufgesucht und so wissen sie immer, wo sie sich zumindest am Vortag aufgehalten haben. Von den Wildhütern gehen dann zwei mit einem Funkgerät ausgestattet, schon mal vorweg zu dem Gebiet, wo die Gorillas am Vortag waren und verfolgen dann die Spuren, bis sie den Anschluss an die Gorillagruppe gefunden haben. Per Funk wird die Besuchergruppe, die schon unterwegs ist, informiert und zu den Gorlillas geleitet.

Und was soll ich sagen, es kam, wie wir uns es gewünscht haben und noch besser. Nach 1 1/2 Stunden Fußmarsch waren wir kurz vor den Gorillas, noch eine kurze Verhaltenseinweisung von unserem Guide und keine 30 Meter weiter, der Wald war dann plötzlich relativ licht, waren sie dann. Eine Gruppe von 24 Gorillas (so wurde es uns dann später gesagt) war mehr oder weniger gut sichtbar vor uns. Wir durften eine Stunde bei den Affen bleiben und was soll ich sagen, es war wirklich ein einmaliges Gefühl. Nach und nach konnten wir immer mehr Gorillas lokalisieren und der Führer stellte uns die einzelnen Mitglieder der Gruppe und deren Rang vor! Die Lichtverhältnisse waren meistens relativ gut, wie gewünscht 😉 , war es auch meistens bedeckt, damit das Licht nicht zu grell zum fotografieren ist 🙂

Der Silberrücken mache dann auch einen Scheinangriff auf uns, kam mit Gebrüll auf uns zugerannt und drehte kurz vor uns ab … mir war schon komisch zumute. Was in so einer Situation total falsch gewesen wäre, ist wegzulaufen. Man muss also gegen sein Gefühl einfach stehen bleiben, obwohl das Gehirn eigentlich sagt …. lauf! Aber es war halb so schlimm, ein etwas unscharfes Bild hab ich auch davon 🙂

Als wir dann langsam aufbrechen sollten, waren wir plötzlich von Gorillas umgeben. Da sich die Gruppe auch in Bewegung setzte und der Silberrücken die Richtung vorgab, folgte der Rest der Gruppe von allen Seiten und wir waren für ein paar Minuten mitten drin. Von den knapp 3.000 Bildern meiner beiden Kameras, findet ihr die Besten in der Gallery 😉

Am nächsten Tag war dann großer Abschied mit Miguel, dem Mexikaner. Er fuhr weiter nach Ruanda und Ian, Nicki und ich fuhren am Bwindi Nationalpark entlang der kongolesischen Grenze in Richtung Norden. Abends sahen wir am Horizont rote Wolken. Diese wurden durch die Lava eines aktiven Vulkans auf der kongolesischen Seite angestrahlt. Ein beeindruckender Anblick! In dem Länderdreieck Ruanda, Kongo und Uganda gibt es zwei aktive und sechs inaktive freistehende Vulkane, die hier die Virunga-Mountains genannt sind. Drei der Vulkane sind auf ugandischer Seite. Soviel zu diesem kleinen Exkurs.

Es ging weiter in den Queen Elizabeth Nationalpark. Von dort sind auch die Bilder mit den Flusspferden. Der Park ist bekannt für seine hohe Flusspferddichte und das haben wir dann auch die ganze Nacht um unsere Autos gehört. Zufällig lasen wir in einem Reiseführer vom Schimpansen-Besuchen in einem nahegelgenen Nationalpark und wir fuhren kurzentschlossen dort hin. Die Schimpansengruppe lebt in einer Schlucht und mit einem Wildhüter machten wir uns auf den Weg zu den Affen. Was für ein Unterschied zum Gorlilla-Tracking. Die Gorillas waren auf circa 2.200 Höhenmeter in den Bergen. Die Schimpansen auf 900 Metern in einer schwülen Schlucht! Die Gorillas waren fast die ganze Stunde am gleichen Fleck und bewegen sich nicht viel. Bei der Schimpansengruppe war es wie eine kleine Verfolgungsjagt durch Gestrüp und Unterholz. Die Gorillas waren immer am Boden. Die schimpansen waren in den Bäumen kaum auszumachen und mit viel Glück konnten wir sie ein paar mal am Boden stellen! Durch den vielen Regen war es feucht, matschig, rutschig und dementsprechend sahen wir und die Kameras danach auch aus. Die Lichtbedingungen zum Fotografieren waren eher suboptimal und erfordert dann doch einiges können um an ein paar brauchbare Bilder zu kommen 😉

Für Google-Earth-Verfolger: Ich bin jetzt kurz vor Kasese zwischen Queen Elizabeth Nationalpark und dem Ruwenzori Gebirge (knapp einen Kilometer vor dem Äquator)! Die nächsten Tage sind noch relativ unverplant, die Autoelektrik macht seit zwei Tagen komische Dinge und ich hoffe, dass ich das bald beheben kann.

Kleiner Nachtrag noch zum letzten Blog. Die Elefantenbilder wurden in einem Elefantenwaisenhaus in Nairobi gemacht. Dort dürfen Besucher jeden Tag für eine Stunde zu den Kleinen und die Wildhüter erzählen dazu von Ihrer Arbeit. Für die Aufzucht müssen die Wildhüter 24 Stunden bei den kleinen Elefanten bleiben!

Viele Grüße aus dem Westen Ugandas,
Euer Jens Cullmann

7 thoughts on “Uganda, Nov. 2009

  1. Hartmut

    Guten morgen Jens,
    endliche die ersehnten Gorillas – nicht im Nebel! Und war das so faszinierend und bewegend, wie gedacht? Ein Höhepunkt Deiner Reise oder eher nicht? Hoffe Du konntest auch mal an Deinem Sucher vorbeischauen 😉 So, jetzt geh ich Lebkuchen probieren und Winterreifen kaufen!
    Was steht nun noch auf dem Plan?
    Grüße
    Hartmut

  2. gisela

    Hallo Jens,

    die Gorillas sind ja wirklich sehr beeindruckend. Aber auch die Flußpferde und Schimpansen. Alle so nah!
    Wer sind die Kinder auf Bild Nr. 20?
    Liebe Grüsse
    Gisela

  3. Bernd und Pia

    Hallo Jens,

    wie jeden Sonntag freue ich mich auf Deinen Blog. Glückwunsch zu Deinen tollen Bildern und den tollen Bericht. Wir denken oft an Dich und freuen uns das es Dir so gut geht.
    Eine schöne Zeit wünscht Dir Bernd mit Fam.

  4. Arndt Embacher (www.safari-in-uganda.com))

    Hallo,

    tolles Programm. Gleich alles Highlights von Uganda in einer Tour. Sehr sehenswert!

  5. Jeanette

    Hallo Jens, habe erfahren, dass Du in Fortportale gesichtet wurdest…weiterhin gute Fahrt und Gruesse aus Uganda(Fortportale) von Jeanette 😉

  6. Magdalena

    Hier eine kleine Bionachhilfe: Gorillas sind keine Streckenläufer. Sie bewegen sich im Umkreis von max. 1,2 km am Tag. Daher ist es nicht soooo irre schwierig, sie zu finden. Allerdings weiß man solche Sachen, wenn man daheim gemütlich googeln kann…
    Zu dem Scheinangriff – könnte es sein, dass die Farbe deines Tshirts eine Rolle dabei spielte?? 😉 Sollte man sich künftig vielleicht farbig besser an die Umgebung anpassen?
    Alles liebe+viele Grüße,
    Frau Schlaumeier

  7. gisela

    Wenn man die www-Adresse von Beitrag Nr. 4 (Herr Embacher) anklickt kann man auch viele schöne Bilder sehen und lehrreiches über Uganda erfahren.
    Liebe Grüsse
    Gisela

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