Es klingt wahrscheinlich schon langsam nicht mehr glaubwürdig, aber hier macht das Reisen echt richtig Spaß. Jeder Tag hat seine Highlights und es sind zum Glück keine Negativen.
Am besten chronologisch: Nach Muscat habe ich mich entschlossen, mehr oder weniger erst mal an der Ostküste entlang zu fahren. Habe in Muscat in einen Buchladen ein Off-Road Oman Buch zufällig entdeckt und gekauft, daß sich als sehr hilfreich entwickelt. Viele Routen hätte ich so nicht gefunden und es sind wieder mal fantastische Landschaften und tolle Wadis durch die ich fahre.
Eigentlich will ich nochmal irgendwo in den Bergen schlafen, zufällig schlägt dieses Buch eine sehr anspruchsvolle Tour in ein Bergdorf vor. Also nichts wie hin… unterwegs gable ich noch zwei Bangladesi (wie nennt man Männer aus Bangladesch?) auf, die auch in das Dorf wollen. Die Strecke erweißt sich als wirkich nicht einfach. Es geht erst mal vom Meer sehr sehr steil auf 700 Höhenmeter. Teilweise hat mein Auto selbst im “low gear”-Gang echte Schwierigkeiten, die Steigungen zu meistern. Auf der anderen Seite des Berges, genau umgekehrt, so steil bin ich noch nirgends runter und auch meine beiden Begleiter, die sich übrigens zu zweit auf den Beifahrersitz quetschten, halten sich verkrampft an einem Griff am Armaturenbrett fest, als es abwärts ging. Dann wieder ein kurzes Stück noch steiler und sehr kurvig nach oben und wir waren mitten in einer kleinen Ortschaft. Das die Straße oder sagen wir besser der Weg hier zu ende war muß ich nicht großartig erwähnen. Jedenfalls wurde ich gleich dem örtlichen Imam vorgestellt, mit dem aber magels Englischkenntnissen, über seine Söhne kommuniziert werden mußte. Dann das Übliche, Teerunde unter Männern, Nettigkeiten austauschen, die üblichen Sachen abfragen, usw. Dann werde ich eingeladen, bei Ihnen zu schlafen, ich verweise aber standhaft auf mein “Mobil Home” und wir einigen uns, daß ich vor ihrem Haus schlafe. Dann wird mir noch der Garten gezeigt. Ein kleines Paradies, wie eine Oase, von Dattelpalmen, Mangos, Papayas, Kürbissen, Tomaten, Orangen, Limonen wächst hier alles. Jede Pflanze hat ihren Sinn, alles wird mir erklärt. Die eine Pflanze ist gegen Magenschmerzen, bei der Anderen sind die Blätter gut um offenen Wunden zu heilen, usw.
Beim Abendessen erfahre ich, daß ich der zweite Tourist bin, der in dem Dorf übernachtet. Der erste Tourist war vor circa 10 Jahren da!!! Ich fühle mich wie am Ende der Welt 😉
Am nächsten Tag dann wieder den Berg meistern, aber es klappt besser als befürchtet. Ich spiele wieder Taxi für zwei Bangladesi (ob das jetzt so stimmt, ich erwarte euere Antwort 😉 !?!) auf jeden Fall waren die aus Bangladesch 🙂 Dann wie am Vortag, tolle Landschaften, wobei ich jetzt öfters an der Küste bin. Abends will ich am Meer schlafen, lese aber in meinem Reiseführer von einem Strand, an dem Schildkröten ihre Eier ablegen. Allerdings kann man dort nicht direkt campen und es gibt nur geführte Touren zu den Schildkröten. Außerdem stand in dem Buch, das der Januar der mit Abstand schlechteste Monat ist, Schildkröten zu sichten. Das klingt mir zu stressig und zu wenig Erfolg versprechend und darum geht es an der Küste weiter in Richtung Süden.
Irgendwann bog ich einfach mal ab und suchte einen schönen Strand zum Schlafen, den ich auch schnell fand. Unten angekommen sah ich noch eine Gruppe Omani, die ein Zelt aufgeschlagen hatten. Ich ging hin, stellte mich vor, dann das übliche, Einladung zum Tee und arabischen Kaffee, Fragerunde usw. Dann zog einer aus dem Sand einen großen Fisch, der dort anscheinend einfach mit viel glühenden Holz vergraben wurde und vor sich hin schmorte. Ich kam also genau zur richtigen Zeit. Es gab als Nachmittagssnack den Fisch (siehe Fotos) mit zerquetschten Datteln, die dazu gereicht wurden. Vom Fisch wurde einfach fachmännisch die äußerste Hautschicht entfernt (wegen dem Sand natürlich) und dann wurde der Fisch von circa fünf bis sechs Omani und mir gegessen. Teilweise war doch noch etwas Sand dazwischen, aber das störte keinen. Dann erzählten sie mir, daß es hier abends auch Schildkröten gäbe, die an Land kommen zur Eiablage. Also wußte ich schon, was ich abends, nachts und früh morgen machen werde 😉 … aber der Reihe nach, es ist ja erst nachmittags. Die Gruppe waren alles omanische Männer, die aus der nähern Umgebung kamen und sich anscheinend regelmäßig zum Fischen/Campen treffen. Wir verabschiedeten uns und die Omanis gingen zum Fischen, ich zum ersten Mal zum Baden und dann zum Abendessen zubereiten.
Und jetzt kommt das, worauf wahrscheinlich schon eingige von euch gewartet haben: meine Thunfischscheiben! Ich folgte Magdalenas Vorschlag, Knoblauch und Zitronen waren noch schnell in Muscat neben dem Fischmarkt organisiert. Den Rest hab ich in meiner umfangreichen Bordküche dabei (konnte sogar Kapern finden)(ja Kai, spar Dir Deinen Kommentar 😉 ) Dann nach Anleitung die Fischscheiben in Olivenöl, würzen nach Rezept und dann abends der große Moment! Ich muß sagen, besser als bei Nino in Langenzenn, wobei die Kapernsoße bei ihm besser war. Aber dann die Steaks auf beiden Seiten genau Richgtig lange angebraten, so das beim Aufschneiden das mittlere Drittel noch rot ist …. ich krieg gleich wieder Appetit …
Der Tag ist noch nicht um … wie anfangs erwähnt, folgte in den letzten Tagen für mich ein Highlight nach dem anderen. Auf meiner abendlichen Strandpatrolie mit einem Omani, entdecken wir doch tatsächlich frische Spuren im Sand, die auf eine Schildkröte schließen lassen. Wir folgen den Spuren in der Dunkelheit und tatsächlich finden wir eine über einen Meter lange Schildkröte, wie sie gerade ein Loch gräbt. Das ist schon ein seltsames Gefühl da daneben zu stehen und einem so wehrlosen Geschöpf in dem Moment zuzuschauen, einem Geschöpf, von dem es auch versteinerte Exemplare gibt, so lange gibt es die schon auf der Erde! Aber jetzt lieber zurück zum JETZT, bevor es zu philosophisch wird! Am nächsten Morgen entdecke ich zwei weitere Spuren, eine führt über einen großen Bogen direkt wieder ins Meer. Die Andere zu einer weiteren Schildkröte, die aber schon zwei Löcher gegraben hat, die auch noch nicht wieder zugeschüttet sind und nun am Dritten ist! Irgendwann als es heller wird, verläßt sie die Stelle ohne Eiablage zurück ins Meer.
Nach dem Frühstück und Verabschiedung von den Omanis geht es für mich weiter an der Küste. Ich folge wie in den Tagen davor auch, öfters irgendwelchen Routenforschlägen aus dem Off-Road-Buch. Die Landschaft verändert sich mehr und mehr zur richtigen Wüste. Es wird immer sandiger, Asphaltstraßen werden zu Tracks und plötlich ist der befestigte Weg nicht mehr da. Wie laut Buch, nur noch hohe Dünen. Also Luft aus den Reifen, damit ich mich nicht festfahre und den teilweise gerade noch sichtbaren Spuren folgen, die im Sand sind. Dann doch ein bischen Adrenalin, als ich mich in zwei Dünen beim hochfahren festfahre, aber glücklicherweise kann ich aus beiden Dünen rückwärts wieder runter rollen und beim zweiten Versuch mit mehr Schwung klappt es dann auch. Zum Glück ist diese Passage nicht sehr lange. Weiter unten im Buch dann noch der Warnhinweis, diese Strecke nie alleine zu befahren, aber jetzt ist sie ja hinter mir 🙂
Bei der Weiterfahrt lese ich im Reiseführer, daß es von der Küste eine Autofähre auf die Insel Masirah gibt. Kurzentschlossen wird der Hafen angesteuert und dann geht alles ganz schnell und plötzlich bin ich ungeplant und ganz spontan auf der Autofähre zur Insel Masirah. Kurz vor Sonnenuntergang erreicht das Schiff die Insel. Der Reiseführer sagt, Westküste kein Wind, Ostküste Wind vom offenen Meer. Also fahre ich noch schnell an einen ruhigen langen Sandstrand an der Westküste, erlebe während der Fahrt einen spektakulären Sonnenuntergang in tollen Farben und erreiche den Strand in der Dämmerung, schnell noch baden im Meer, mal wieder Thunfisch zum Abendessen (wird hier im Oman bestimmt mein Lieblingsgericht) und auf meiner nächtlichen Strandwanderung im Mondschein entdecke ich wieder eine Schildkröte.
Das mit Ostküste und Westküste hat auch noch so seine Geschichte. Ich dachte ja, toll, Westküste, kein Wind, dort hab ich meine Ruhe. Das dachten wahrscheinlich auch hunderte von Sandfliegen, die mir am nächsten Morgen das Leben schwer machten und ich mich mit langärmligen Kaputzensweatshirt schützen mußte … auf jeden fall stand für mich von da an fest: in der nächsten Nacht wird auf jeden Fall an der windigen Ostküste gecampt.
Die Insel ist schnell umrundet. Also entschließe ich mich für eine “Bergtour”. Der höchste Punkt ist auf 275 Meter über norman Null und ist ein Hochplatou. Ihr werdet jetzt lachen, aber es war echt nicht einfach dort hoch zu kommen. Erst mal einen Weg dorthin finden und in der Hitze dann dort hoch, verlangte dann doch einige Überwindung. Wobei ich dabei voll auf meine Kosten kam. Schon unterwegs fand ich das, was es am Strand schon zu genüge gibt, Muscheln. Auf dem Weg in den “Bergen” allerdings in versteinerter Form. Oben dann wurde ich mit einer tollen Aussicht belohnt und mit noch mehr Versteinerungen. Teilweise waren die Muscheln durch Wind und Wetter so freigelegt worden, daß sie einfach da oben lagen, Muschel neben Muschel, nur eben aus Stein oder wie der Fachmann sagen würde, mineralisiert! (Kieselsäure usw.)
Beim Abstieg noch mehr Versteinerungen (was für mich ein echtes Highlight ist), dann die Erde und Steinschichten in tollen Farben, von fast blau, lila, gelb, schwarz sowieso und viele Schattierungen dazwischen. Ab und zu scheuche ich Schlangen auf, die sich aber als sehr sehr flinck erweisen (nein Mama, ich fange (wahrscheinlich) keine schwarze Mamba mehr, außerdem gibt es die erst wieder in Afrika).
Dann ein friedlicher Abend an der Ostküste mit einem Bad im Meer und Frühstück ohne Sandfliegen. Früh mit der Fähre auf das Festland und von da weiter mit Grobziel Salalah ganz im Süden Omans.
Ich hoffe, es war diesmal nicht zu viel Text, aber unterwegs gab es im “Nichts” kein Internet um vorher einen Bericht online zu bringen und für mich ist wirklich viel passiert in den paar Tagen hier!
Viele Grüße aus Salalah und sehr bald mehr aus dieser ganz anderen Welt hier im Süden Omans,
Euer Jens Cullmann
Hallo Jens,
Test
Zweiter Versuch
Hallo Jens,
ich habe ziemlich am Anfang versucht Dir zu schreiben aber mich zu dumm gestellt das es bei Dir ankommt. Harry hat es mir erklärt. Wir haben jeden Tag darauf gehofft wieder was von Dir zu hören. Es gehört wie zum Zeitungslesen dazu Deine Seite zu öffnen und zu schauen wie es Dir geht.
Hast ja schon viel erlebt.
Wir wünschen Dir von ganzen Herzen viele viele glückliche Momente auf Deiner Reise.
Liebe Grüße von Bernd und Pia und Kinder
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Kommentar Jens: Hallo Familie W., schön, dass es euch meine Berichte gefallen. Allerdings würde ich nicht täglich auf einen neuen Blog spekulieren. Wöchentlich ist momentan schon schwierig genug für mich! Ich will ja auch noch reisen 🙂
jc
Hallo Jens, wenn man die Bilder sieht könnte man neidisch werden. Bei und schneit es seit zwei Tagen. Bayern 3 hat verkündet, daß es in den Bergen dieses Wochenende noch wie blöd schneien soll. Wir wollen auch die Sonne haben.
Weiterhin gute Reise und schöne Eindrücke.
Gisela