Leider ging es mir an den Victoria-Fällen nicht mehr gut, am Tag des letzten Blog-updates! Schon die Woche davor hatte ich von Tag zu Tag stärkere Kopfschmerzen. Jetzt kam Fieber dazu und ich machte mir ernsthafte Sorgen!
Morgens nach dem Aufstehen war ich meißtens noch fit, aber dann kamen die Kopfscherzen immer wieder. Ich fuhr von den Victoria Falls sehr früh los. Ziel war wieder im Süden Bulawayo. Dort das nötigste einkaufen und dann raus aus der Stadt und auf dem Land irgendwo übernachten. Aber auch an diesem Tag kamen die Kopfschmerzen und gegen Mittags wurden sie fast unerträglich. Zum Glück war ich schon in Bulawayo (430km) und die Inhaberin eines Internetshops empfahl mir einen guten Doktor nachdem ich ihr von meinem Leiden erzählt habe. Nach kurzerm Gespräch stand für den Doc sofort fest, die Symptome deuten eindeutig auf einen Zeckenbiss hin. Fieber, starke Kopfschmerzen und ein riesen Pickel am Po (den ich bis dahin nicht so ernst genommen hatte und der sich in der zwischenzeit schwarz färbte). Ich bekam eine Packung “Doxy-Caps”, also Antibiotika! Dann erledigte ich noch meine Einkäufe und flüchtete aus der Stadt.
130 km weiter, in die Richtung, in die ich wollte, sind Ruinen (Naletale-Ruins), die ich mir sowieso anschauen wollte. Ich kam spät nachmittags dort an, die Ruinen waren dann aber Nebensache. Mir ging es richtig schlecht. Einheimische erlaubten mir, mein Auto neben ihren Bauernhof zu parken und ich ging sofort ohne Abendessen ins Bett. Ich beschloss noch in der Nacht, am nächsten Morgen gleich ganz früh (die Vormittage waren meißtens kopfweh-frei) weiter nach Kariba zu fahren und dort in ein Hotel zu gehen um mein Fieber auszukurieren.
Das Cutty Sark Hotel, dass mir von Stephan empfohlen wurde, liegt toll am Karibasee. Am nächsten Tag ging es mir zum Glück auch schon deutlich besser und ich nutzte den Tag, die Umgebung zu erkunden! Wo kann man einkaufen, tanken, Internet, usw. Abends habe ich eine Gruppe Motorradfahrer kennengelernt, die zusammen für ein paar Wochen unterwegs waren. Wir freundeten uns schnell an und am folgenden Tag luden sie mich zu einer Bootstour auf dem Karibasee ein. Vormittags ging es los. Ein kleines Motorboot mit Kapitän, wir sechs und die Kühlbox voll mit Bier 😉 Kaum waren wir aus dem Hafen, streikte die Lenkung des Bootes. Zum Glück hatten wir noch Handyempfang und bald kam ein Ersatzboot. Wir stiegen um und fuhren weiter zu einer Insel. Dort ging es weiter … Bier und “GnT” (Gin und Tonic). Da ich aber die Tabletten nahm und immernoch leichtes Fieber hatte, begnügte ich mich mehr oder weniger mit nichtalkoholischen Getränken 😉 mit kleinen Ausnahmen!
Die Südafrikaner nahmen folgenden Tag die wöchentliche Fähre über den Karibasee in Richtung Victoria-Falls und ich verhandelte mit Agenturen, die Kanufahrten am Sambesi anboten. Da ich die Kanutour alleine machen wollte und nicht in einer größeren Gruppe, war es nicht so einfach, Anbieter zu finden. Aber am Nachmittag einigte ich mich mit einem Unternehmen und am nächsten Morgen um 9 Uhr sollte es los gehen. Am nächsten Morgen war um 9 Uhr noch niemand da, um 10 Uhr ging ich ins Büro des Anbieters und kurz darauf war tatsächlich das Auto da. Dann mußten wir noch die Ausrüstung verstauen und ich dachte jetzt geht es los. Aber typisch Afrika fuhren wir erst noch tanken und danach zum Einkaufen für die Tour. Um circa 12:15 Uhr fuhren wir dann endlich von Kariba nach Chirundu, wo die Tour starten soll. Unterwegs hatten wir einen Platten und circa ein bis zwei Kilometer vor Chirundu hatten wir kein Diesel mehr im Tank. Da war ich schon ziemlich angepisst, den beim Tanken fragte ich den Fahrer noch, ob die Menge die er tankte tatsächlich reichen würde! Also musste jemand los zur nächsten Tankstelle … usw … kurz nach 3 Uhr nachmittags erreichten wir dann endlich die Ablegestelle und dann ging es zügig los.
Endlich die Kanutour auf dem Sambesi … Stephan hat mir diesen Floh ins Ohr gesetzt und ich war schon ziemlich gespann. Um es kurz zusammenzufassen: die ersten beiden Tage auf dem Fluss habe ich es wirklich bereuht und gehasst. Relativ früh am Tag entwickelte sich schon starker Wind, natürlich Gegenwind und an vielen Stellen hatten wir deshalb mit großen Wellen zu kämpfen. Wasser schwappte ins Boot und ich hatte wirklich Angst um meine Ausrüstung. Ans Photographieren war nicht zu denken. Ab und zu mußte ich das Wasser mit einer Teetasse aus dem Boot schöpfen. Die Wellen schwappten ins Boot und über die Koffer drüber (die zum Glück wasserdicht sind/sein sollen). Der dritte und vierte Tag waren fast Windstill und es war toll und ich genoss die Tour sehr!
Jeden Tag stoppten wir am späten Nachmittag auf Sandbänken/Inselchen und bereiteten das Lager für die Nacht vor. Otto, mein Guide ist zum Glück auch ein guter Koch und das war wichtig, nach einem langen Tag auf dem Fluss.
Die größte Gefahr auf so einer Kanutour sind am Sambesi natürlich die Flusspferde. Es war teilweise schon ganz schön spannend, weil man die Tiere ja nur sieht, wenn sie auftauchen oder auf Sandbänken/im flachen Wasser schlafen. Sie können sehr aggresiv werden, wenn Jungtiere in der Nähe sind oder keine Fluchtmöglichkeiten haben. Also versuchten wir die Viecher so gut es ging zu umfahren, klopften mit unseren Paddel minütlich oder öfter ans Kanu, damit sie gewarnt waren und suchten flaches Wasser (damit sie uns nicht von unten angreifen können). Ein paar mal hatten wir riskante Situationen. Wenn vor einem ein Flusspferd abtaucht, das Wasser tief ist, wir durch die Strömung direkt auf die Stelle zutreiben, wo das Flusspferd untertauchte und Otto mich anhielt schneller zu paddeln …. und es gibt verdammt viele Flusspferde im/am Sambesi … es waren in den paar Tagen bestimmt hunderte, die wir passierten.
Einmal, morgens, es war windstill, der Fluss war spiegelglatt, wir paddelten in einem kleinen Kanal zwischen Sandbänken, als hinter einer Kurve ein Flusspferd im flachen Wasser schlief, keine drei Meter weg vom Boot! Zum Glück erschrak das Flusspferd genauso wie wir und zum Glück war, von uns aus gesehen, hinter dem Flusspferd tieferes Wasser, so dass es dahin flüchten konnte. Sonst hätte es wahrscheinlich angegriffen.
Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass die Tabletten gegen den Zeckenbiss nicht ohne Nebenwirkungen blieben. Doxy-Caps sind ein Antibiotikum. Bei Einnahme wird die Haut sehr empfindlich gegen Sonneneinstrahlung. Das hatte ich natürlich nicht bedacht und dementsprechend empfindlich reagierte meine Haut auf der Kanutour. Ironischerweise wollte ich auf dieser Reise anstatt Lariam gegen Malaria umstellen auf Doxyzyklin, hab es aber nicht gemacht, weil ich wusste, dass ich diese Kanutour machen wollte und um die Nebenwirkungen wusste. In meinem Fieberwahn hab ich aber die Doxy-Caps nicht mit Doxyzyklin in Verbindung gebracht! Ruckzuck hatte ich an vielen Stellen Sonnenbrand … und so paddelte ich ab den zweiten Tag in langer Hose und mit langärmligen Hemd, Hut sowieso, am Sambesi!
Am vierten Tag endete die Kanutour im Manapools Nationalpark. Erstaunlicherweise war, wie besprochen, das Auto da und die Rückfahrt ging zügig los. Am ersten Gate aus den Park bemerkte ich einen fast abgefahrenen Reifen und ich bestand darauf den zu wechseln. Beim Wechsel sahen wir dann auch noch eine riesen Blase an der Innenseite des Reifens … höchste Zeit zu wechseln! Ein paar Kilometer weiter dann ein riesen Knall! Ein anderer Reifen ist geplatzt. Zum Glück hatte das Auto wieder zwei Ersatzreifen dabei die hiermit aufgebraucht waren. An einem kleinen Berg dann plötzlich weißer Qualm aus dem Motorraum. Am Kühler ist ein Schlauch geplatz und nun standen wir da ohne Wasser/Kühlwasser. Der Schlauch konnte zum Glück verkürzt und wieder angesetzt werden. Irgendwann hiel ein anderes Auto und wir bekamen ein bischen Wasser und zum Glück war ein paar Kilometer weiter mehr Wasser erhältlich. Circa 50 Kilometer vor Kariba dann wieder komische Geräusche von einem Rad. Ein Ventil war nicht richtig installiert und wir hatten wieder einen Platten … aber keinen Ersatzreifen mehr! Irgendwann hielt dann zum Glück ein anderer Touroperator der mit einem Reifen aushalf.
Dann, endlich wieder in Kariba, schnell Wäsche waschen, Bilder auf Festplatten sichern und Einkaufen. Tags darauf fuhr ich wieder in den Manapools Nationalpark.
Manapools, einer der schönsten Nationalparks, in den ich bisher war … und wieder viel Glück gehabt. Aber der Reihe nach! Der Park ist direkt am Sambesi und jetzt, Ende der Trockenzeit ist die beste Zeit zum Tiere beobachten. Außerdem ist Manapools der einzige Park in Afrika, in dem man auch frei herumlaufen kann. Man sollte dann allerdings wissen, wie man sich wilden Tieren gegenüber verhalten muß! Anfangs war ich noch sehr skeptisch, aber in den letzten Tagen genoss ich diese Freiheit und machte auch einige kleinere Fußsafaris vom Auto weg. Im Park war es heiß und Temperaturen von über 42 Grad gab es auch an ein paar Tagen. Am dritten Tag im Park eine riesen Enttäuschung. Eine meiner beiden Kameras viel total aus! Im Display “Err99”. Die Gebrauchsanleitung sagt, dass dieser “Fehler” auftauchen kann, wenn man nicht die Originalobjetive oder Originalbatterien benutzt. Ich benutzte sowohl original Batterien als auch die Objektive vom Hersteller!
Und wie es der Zufall so will, treffe ich am gleichen Tag Jez, ein Engländer der momentan in Simbabwe wohnt und zufälligerweise Photographieren auch als großes Hobby betreibt. Er ist Tourguide und das ganze Jahr unterwegs, Fahrradtouren in Vietnam, Trekkingtouren zum Himmalaya-Basecamp, Elefantensafaris in Indien usw. Aber er ist in Afrika geboren und Manapools ist für ihn sein zweites Zuhause. Seinen Sohn hat er den Namen Mana (von Manapools) gegeben.
Ich erzählte ihm von meinen Kameraproblem und er hat, wie ich auch, mehrere Kameras dabei. Da er aber schneller wieder an eine “Backup”-Kamera kommt als ich, verkauft er mir tatsächlich am nächsten Tag die gleich Kamera, die ich als “Hauptkamera” benutze zu einem sehr sehr fairen Preis! … und ich hab wieder zwei Kameras 🙂
Ich hatte nur 4 Nächte gebucht und auch dementsprechend Lebensmittel eingekauft. Jez hatte noch einen vollen Kühlschrank und reichlich Lebensmittel dabei. Er meinte, er hätte genug Essen für zwei und weil mir der Park so gut gefiel und wir zusammen die Gamedrives machten, verlängerte ich um drei Nächte im Park. Es war wunderbar, kurz nach fünf Uhr morgens fuhren wir jeden Tag los, frühstückten irgendwo unterwegs, fachsimpelten über Kameras, Kameraeinstellungen, Objektive, Erfahrungen, usw. Wir denken ziemlich ähnlich in der Planung unserer Routen im Park, so dass das Licht idealerweise immer von hinten kommt und ich lernte viel beim “Spazieren” im Park. Zweimal wurden wir von Elefanten angegriffen, einmal war ein Flußpferd nicht sehr glücklich (Flusspferd im Wasser, ich am Land), als ich im gebührenden Abstand vorbei wollte, aber wenn man richtig reagiert geht es meistens gut aus 😉
Jeden Abend gab es dann ein riesen Steak vom Grill, Folienkartoffeln, Zwiebel in Folie und Tomaten mit Knoblauch in Folie aus der Glut!
In diesem Park ist man wirklich teil der Natur und muss sich dementsprechend verhalten. Das Camp hat auch keine Zaun. Schon der Gang zur Toilette kann nach wenigen Metern enden, wenn wie bei Jez geschehen, ein Kaffernbüffel direkt vor der Tür liegt. Gerade diese Tiere sollte man nie unterschätzen, wenn sie alleine sind. Abends kommen die Flusspferde aus dem Wasser und laufen durch das Camp zu fressen. Elefantenbullen, deren Schulterhöhe so hoch ist wie mein Auto mit aufgeklappten Dachzelt sind ständig im Camp und laufen teilweise nur wenige Meter von einem entfernt vorbei. Hyänen kommen gefährlich nah beim Abendessen an einem ran, ein Honigdachs schaut überall nach Nahrung usw. dann natürlich nichts liegenlassen, alles wegschliessen, sonst ist es schnell von Affen geklaut.
Komischerweise verhalten sich die Elefanten im Camp anders als außen. Jez Theorie ist, dass die Elefanten im Camp sich entschieden haben zum Menschen zu gehen, in sein Territorium. Außen ist das anders und speziell wenn Jungtiere in der Gruppe sind. Komme nie nie nie zwischen Mutter und Junges, speziell bei Elefanten und Flusspferden! Der Angriff ist dir sonst sicher!
Samstag ging es dann für uns beide raus aus dem Park, Jez zurück nach Harare und ich über die Grenze nach Lusaka, Sambia. Wäsche ist gewaschen, hiermit der Blog aktualisiert, einkaufen und morgen geht es weiter in Sambia.
Viele Grüße aus Lusaka,
Euer Jens Cullmann
PS: die Bilder der Hochzeit waren im Hotel Cutty Sark in Kariba und ich durfte photographieren 🙂
Hallo Jens,
super,daß es Dir wieder besser geht.
Africa is not a place for sissies;-)))
Kanufahren auf dem Sambesi ist einmalig.
Jetzt noch rafting an den Vic Falls!!
Das härteste was man kommerziell buchen kann. Margit wär fast ertrunken!
Wie ist ZIM so, vielleicht dreh ich die nächste Runde auch da, es gibt viel zu erzählen!!
Take care
GGLG Stephan
Boah!
so viel zu sehen und zu lesen.
Bin schwer beeindruckt. Und ein bisschen neidisch, geb ich zu ;o)
@Stephan: Rafting an den Vic Falls?! Wie kannst du nur?! Wer mit dem Toyo in Afrika unterwegs ist, der braucht doch keinen zusätzlichen Thrill mehr, gell? 😉
Hi Magdalena,
ich fahr ja Landy, da ist immer noch Platz für Thrills!!
GGLG
S
Hallo Jens,
danke für die schönen Bilder, so viele. So kann ich die Reise gut begleiten.
Hoffentlich ist der Zeckenbiss gut bekämpft und es bleibt nichts zurück.
Weiterhin so viele schöne Erlebnisse.
Gisela
Hey Magda,
Jens schnuppert schon freiwillig Hochzeitsluft!
…. was soll ich denn davon halten….
was passiert da bloss grad in meinem Gehirn…?
;-))
Lieber Johannes,
du kannst ja noch ruhig bleiben. Aber ich?!
Hochzeitsluft, jaaa, schön und dazu:
ne schwarze Braut! besoffene Suffafrikaner! Elefantenattacken! Zeckenbiss! kaputte Autos! Sonnenstich! Affenhitze und Schädelweh… Toll!!
Hab ich mir das alles schon immer immer gewünscht 😉
LG
m
PS. Ich mag dein Gehirn 😉
Hallo Jens,
das war ein Megablog, aber wie immer super spannend zu lesen. Du erzählst da von großen gefährlichen Tieren, aber letztendlich sind die kleinen viel gefährlicher.
Wünsche Dir wieder viele neue Abenteuer und freue mich auf den nächsten Blog.
Alles Gute
Harry